Was ist ein Trauma? Und wie enstehen die verschiedenen Trauma-Arten?
Das Wort „Trauma“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Verletzung“. Dabei gibt es medizinische Traumata (z.B. durch Unfälle) und auch psychische Verletzungen, die ein Leben lang unbewusst nachwirken können. Solche psychischen Traumata können durch lebens- und existenzbedrohliche Ereignisse entstehen, wie zum Beispiel Krieg, Vergewaltigung, Geiselnahme, eine schwere Krankheit, Naturkatastrophen oder andere starke Stresssituationen. Daher werden Traumata je nach dem Auslöser auch weiter in Existenztrauma, Verlusttrauma und Bindungs(system)trauma unterteilt.
Die Unterschiede zwischen Existenz‑, Verlust- und Bindungs-Trauma
- Bei einem Existenztrauma stand aufgrund der erlebten Gefahren unser weiteres Überleben (unsere Existenz) oder unsere Gesundheit auf dem Spiel.
- Eine weitere Art von Trauma, ist das Verlusttrauma. Wir verlieren etwas, zu dem wir eine tiefe emotionale Bindung aufgebaut haben. In erster Linie sind das Personen, die uns sehr nahestehen. Bei einem Verlusttrauma entsteht ein sehr starker psychischer Trennungs- und Verlustschmerz.
- Viel verbreiteter, meist noch unbewusster, aber in unserem späteren Leben ebenso wirksam, sind die traumatischen Erlebnisse, die wir in der frühen Kindheit erfahren mussten und die uns geformt haben. Dies sind die Entwicklungs- und Bindungstraumen sowie Traumatisierungen unserer Identität und unseres Ich-Bewusstseins.
Wie ein frühkindliches Bindungstrauma entsteht und bis ins hohe Alter wirksam bleiben kann
Die frühkindlichen Traumata aus den ersten Lebensjahren haben – obwohl wir uns meist nicht bewusst an sie erinnern können – doch einen starken Einfluss auf unser späteres Denken, Fühlen und das gesamte Leben. So kann ein Bindungstrauma (oder auch Liebestrauma, da die Liebe und Zuneigung ein wesentliches Element der Bindung ist) unsere weitere Persönlichkeitsentwicklung beeinflussen. Die negativen Erfahrungen und dadurch erworbenen unbewussten Ängste aus unserer Kindheit beeinträchtigen dann später unsere Fähigkeit, als Erwachsene selbst konstruktive und erfüllte Beziehungen zu anderen aufbauen und gestalten zu können.
Dabei prägen uns nicht nur unsere eigenen Erfahrungen nachhaltig für unser Leben, die wir selbst in unserer eigenen Kindheit gemacht haben. Sondern auch die Erfahrungen unserer Eltern und Bezugspersonen – und damit vorgeburtliche und sogar gesamtgesellschaftliche Ereignisse (zum Beispiel Nachkriegsgenerationen, Holokaustüberlebende etc.). Denn wenn unsere Eltern und unser näheres Umfeld ein fürsorgliches Fundament aus Nähe, Liebe, Geborgenheit und Vertrauen in unserer frühen Lebenszeit für uns geschaffen haben, dann wird unser späteres Erleben und Verhalten auch entsprechend optimistischer sein, als wenn wir starken negativen Einflüssen oder Emotionen ausgesetzt waren – beispielsweise durch Ablehnung, fehlende Liebe, tierverwurzelte Ängste oder unzureichenden Schutz der körperlichen, geistigen und seelischen Integrität.
Diese frühkindlichen Erfahrungen prägen somit unsere späteren Wünsche und Ängste. Sie hinterlassen ihre Spuren in unserem Denken und Fühlen (in unserem Nervensystem), so dass sie unsere Sicht auf die Welt und unser Leben nachhaltig beeinflussen – und das deutlich stärker als uns normalerweise bewusst ist.
Wie wirkt sich ein Bindungs-Trauma konkret aus?
- Der Grundstein, wie wir uns selbst wahrnehmen – für ein notwendiges Maß an Eigenliebe, ein gesundes Selbstbewusstsein und einen gesunden Willen – wird in unserer Beziehung zu Mutter und Vater gelegt. Viele Kinder waren jedoch gar nicht gewollt, haben schon früh ablehnende Erfahrungen gemacht oder wurden vielleicht sogar missbraucht und dadurch traumatisiert.
- Spätere Folgen dieser frühkindlichen Bindungstraumata sind Spannungszustände, Depressionen, Ängste, Bindungsstörungen, mangelnder Selbstwert, Lern- und Konzentrationsstörungen, Essstörungen, Schlafstörungen, Süchte, Persönlichkeitsstörungen, Identitätsunsicherheiten und Beziehungsprobleme. Aber auch körperliche und psychosomatische Erkrankungen sind häufige Spätfolgen einer frühen Traumatisierung.
Unbewusste Traumata mit der therapeutischen Selbstbegegnung aufdecken
Die traumatischen Erlebnisse bewirken quasi eine Art Spaltung unserer Psyche. Eine Spaltung in traumatisierte Anteile, die sich mit ihren Strategien um das weitere Überleben sorgen, und dabei ständig mit unseren gesunden Anteilen ringen und kämpfen. In der therapeutischen Selbstbegegnung mit der „Anliegenmethode“ geht es nun darum, die gesunden Anteile zu stärken, die Überlebensstrategien zu identifizieren sowie die Trauma-Anteile aufzudecken und sich ihrer anzunehmen. Diese Selbsterkennung fördert ein gesundes, realitätsoffenes „Ich“, welches zuverlässig zwischen Vergangenheit und Gegenwart unterscheiden kann – und damit eine stabile Psyche, die auch in Lebensunsicherheiten und Konflikten immer einen guten Weg findet, ohne von dem traumatischen Ballast beeinflusst zu werden.
Genau dies ist auch das Ziel der Traumatherapie, dass das Trauma nicht mehr die Führung übernimmt (und behält), sondern Sie in Kontakt mit all Ihren unbewussten Gefühlen und Erfahrungen kommen – und Sie somit künftig auf dem soliden Fundament Ihrer gesunden psychischen Anteile heraus handeln und leben können. Und damit zugleich auch die Weitergabe des Traumas an Ihre Kinder und Enkelkinder verhindern. Kontaktieren Sie mich einfach in meinen Praxisräumen in Burgau bei Günzburg – ich beatworte Ihnen gerne alle Fragen rund um die Traumatherapie und helfe Ihnen gerne weiter.