Durch die Aufstellung eines Anliegens zur Selbstbegegnung in der Traumatherapie
Eine weiterentwickelte Methode der Selbstbegegnung ist das “Aufstellen” eines individuellen, aber meist noch überwiegend unbewussten Anliegens nach Prof. Dr. Franz Ruppert. Im Fokus stehen dabei all die Elemente, die die aufstellende Person (Klient) in Form eines Satzes, von Worten, Bildern oder auch einer Mischung daraus formuliert und anschließend mittels Stellvertretern im Raum platziert. Dies erlaubt klare Rückschlüsse auf das verborgene Seelenleben und erhellt die persönlichen Ursachen des Traumas. Diese wirkungsvolle Aufstellungsmethode basiert dabei auf den Grundlagen der „mehrgenerationalen Psychotraumatologie“ und der „identitätsorientierten Psychotraumatherapie“.
Was ist eine Aufstellung? Und wie funktioniert diese Therapiemethode der Selbstbegegnung?
Als „Aufstellung“ werden allgemein Verfahren bezeichnet, bei denen bewusste und unbewusste psychische Strukturen stellvertretend durch Menschen repräsentiert werden und auf diese Weise eine Möglichkeit erhalten, wieder ins Bewusstsein zu gelangen und wahrgenommen zu werden. Diese Repräsentation psychischer Strukturen kann alternativ auch durch Gegenstände oder sogar rein in der Vorstellung geschehen.
Die Besonderheit des Aufstellens mit dem „Anliegensatz“ in der Selbstbegegnung liegt nun darin, dass der Anliegeneinbringende (KlientIn) von Anfang an mit in der Aufstellung steht und diese aktiv mitgestaltet – sich also selbst in die Situation involviert, anstatt nur ein teilnahmsloser Zuschauer zu sein.
Somit bleibt man im Aufstellungsprozess immer Nahe am Anliegen des Klienten, der sich seinen inneren gesunden und traumatisierten Anteilen (wie auch den Überlebensanteilen) annähern kann, ohne sich dabei der Herausforderung einer retraumatisierenden Situation auszusetzen.
Die Stellvertreter spiegeln dabei im Aufstellungsprozess mit ihren aufkommenden Impulsen – in Gestalt von Worten, Gefühlen und Handlungen – die inneren und oft realitätsverzerrten frühen sowie auch aktuellen Erfahrungen wider.
Auf diese Weise können illusorische und abhängige Beziehungsmuster aufgedeckt werden und eine reale Betrachtung des eigenen Lebens und seiner Möglichkeiten erfolgen, indem sie durch die Stellvertreter quasi auf die „Leinwand der Gegenwart“ projiziert werden.
Durch die Selbstbegegnung mit dem Trauma wachsen und reifen
Erst dieses Bewusst- und Sichtbarmachen der tief verletzten Anteilen in uns, die nicht gewollt, nicht geliebt und nicht geschützt wurden, das Anerkennen unserer Überlebensstrategien, mit denen wir unsere Leben gestalten, und nicht zuletzt die Kontaktaufnahme mit diesen traumatisierten Anteilen ermöglicht eine Nachreifung und Stärkung unseres „Ichs“, fördert unseren gesunden Willen und unser Selbstbewusstsein.
Nicht alle Traumata sind aus einem eigenen Trauma entstanden
Unsere Erfahrungen aus allen Entwicklungsphasen, von der Zeugung bis ins hohe Alter, prägen unser Leben, unsere Weltsicht und unsere Beziehungen. Daher entsteht das grundlegende Fundament für eine gesunde Psyche und das Urvertrauen in unser Leben bereits durch unsere ersten Bindungspersonen – insofern diese nicht ihre eigenen Traumata unbewusst an ihre Kinder übertragen.
Denn Kinder übernehmen die Erfahrungen ihrer Eltern, verallgemeinern sie und übertragen sie auf ihre eigene Umwelt – die guten wie auch die traumatisierenden. Diese schon früh erlernten (übernommenen) Verhaltensweisen und emotionalen Zustände formen dann unsere eigenen Denkmodelle, unsere Wünsche und Ängste und bekommen dadurch gestalterische Macht über unser eigenes Denken, Fühlen und Verhalten.
Körperliche Symptome sind häufig ein Spiegelbild seelischer Traumata
Körper und Geist hängen untrennbar zusammen. Das eine beeinflusst das andere und umgekehrt. Dabei ist die Einsicht, dass viele körperliche Symptome, Leiden und auch Krankheiten einen psychosomatischen Ursprung haben, schon seit langem und in vielen Kulturkreisen bekannt. Demnach hinterlassen sogar schon frühkindliche Erfahrungen ihre langanhaltenden Spuren in den neurobiologischen Strukturen unseres Denkens und dem endokrinen System unserer Gefühlswelt.
Zwischen der eigenen Erfahrung, dem Denken, unserer Gefühlswelt und der körperlichen Gesundheit bestehen somit enge Zusammenhänge. Und weil die frühen, Trauma auslösenden Ereignisse und Ursachen noch nicht verarbeitet wurden, sondern lediglich zu großen Teilen in das Unbewusste verschoben wurden, sind sie immer noch präsent, wirkungsmächtig und beeinflussen unser Tun und Handeln in unserem weiteren Leben.
Durch die Selbstbegegnung eigene Traumata erkennen und überwinden
Der von uns willentlich nicht beeinflussbare frühkindliche Lebensweg ist die Ursache vieler Traumata. Daher sollten sich alle Menschen, und vor allem Eltern, auf die Reise zu ihrer wahren Identität machen, um ihre frühkindlichen Verletzungen zu integrieren, sie anzuerkennen und dadurch letztlich auch überwinden zu können. Nur so können Sie die Kette durchbrechen und eine Weitergabe (eigener oder von den Eltern oder der Gesellschaft übernommener) traumatischer Erfahrungen an Ihre Kinder verhindern.
Die Resonanzarbeit mit dem Aufstellen der eigenen Anliegen ist eine einfache, besonders anschauliche und dadurch zugleich wirkungsmächtige Methode, die eigenen unbewussten inneren Dynamiken sichtbar und fühlbar zu machen. Über diese therapeutische Form der Selbstbegegnung können Sie somit in einen tiefen und authentischen Kontakt zu sich selbst kommen und sich selbst (wieder) finden.
Die Selbstbegegnung hilft, Schmerz und Abhängigkeiten zu überwinden
Wir leben in einer Gesellschaft, in der sich Menschen immer wieder gegenseitig traumatisieren. Dabei zu erkennen und zu trennen, was zu einem gehört oder übernommen wurde, befreit aus Verstrickungen, führt in das Eigene – und macht frei.
Dieser Weg der Selbstbegegnung, um sich und seine Verhaltensweisen besser zu verstehen, fördert den Zugang zu den eigenen Gefühlen und hilft, sich liebevoll anzunehmen und den Schmerz zu erkennen und zu überwinden. Dadurch werden neue und konstruktive Formen von Gemeinschaft geschaffen und Beziehungen ermöglicht, die frei von Abhängigkeiten sind.
Ich kann nur mich und meine Einstellungen ändern – aber dazu muss ich mich zuerst selbst verstehen. „Alle wollen die Welt verändern, aber keiner sich selbst!“ [Leo Tolstoi]
Heilpraktiker für Psychotherapie mit Sitz in Burgau (Landkreis Günzburg)
Kontaktieren Sie mich einfach in meinen Praxisräumen in Burgau – ich beantworte Ihnen gerne alle Fragen rund um die therapeutische Selbstbegegnung und die Methode des Aufstellens. Ich freue mich darauf, Sie zu unterstützen und Ihnen helfen zu dürfen.