Das autogene Training entstand aus Beobachtungen, die Johannes Heinrich Schultz im Rahmen seiner Hypnoseforschung machte.
Schultz nannte sein Verfahren „konzentrative Selbstentspannung“, und diese Entspannung der Muskulatur war die Grundlage seiner Psychotherapiemethode.
Die Ruhe entsteht Schultz zufolge durch die Muskelentspannung und die dem Gehirn in dieser Form mitgeteilte Meldung: „In der Peripherie herrscht Ruhe”.
Innerhalb der psychotherapeutischen Verfahren ist das autogene Training somit dem Bereich der Körpertherapie zuzuordnen, weil der Ausgangspunkt und die Grundlage die zunächst nur körperlichen Veränderungen der Muskel- und Gefäßspannung sind.
Gleichzeitig kann das autogene Training als Selbsthypnose aufgefasst werden.
Denn beim autogenen Training versetzt sich der Übende durch Autosuggestion selbst in den „umgeschalteten“ Zustand.
Unter Umschaltung versteht Schultz den Wechsel vom normalen Wachzustand in einen veränderten, hypnotischen Bewusstseinszustand. Diese Umschaltung wird – außer vor dem Schlafengehen – nach jedem Training wieder aufgehoben (im Fachjargon: „zurückgenommen“).
Geübt wird möglichst dreimal täglich. Der Übende soll sich bei den Übungen grundsätzlich wohl fühlen, eine angenehme Stellung, im sitzen oder im liegen einnehmen und kann gegebenenfalls seine Haltung auch verändern. Wie der Übende sich den Inhalt der Formeln am besten vorstellt, muss er individuell herausfinden.
Wichtig ist, dass die Formeln immer im gleichen Wortlaut benützt werden, damit eine Konditionierung zustande kommt.
Zuerst kommt die allgemeine Ruheformel: “Ich bin ganz ruhig”. Diese wird öfters wiederholt, bis eine Entspannung eintritt.
Schwereübung: Ist der Aufgabensatz ›Ich bin ganz ruhig‹ in entsprechender Weise verstanden, so wird er nicht etwa geübt, sondern wir geben unseren Klienten als erste Übungsaufgabe die Formel: ›der Arm ist ganz schwer‹”.
Die erste Übungsformel lautet daher konkret, zusammen mit der Bezeichnung des Arms: „Der rechte Arm ist ganz schwer.” Dann folgt die Suggestion der Schwere beim anderen Arm. Die Verbreitung der Schwere auf den ganzen Körper wird nicht explizit geübt, stattdessen entsteht sie allmählich von selbst. Man nennt dies die Generalisierung.
Nach 3 bis 5 Wiederholungen der auf einzelne Körperbereiche bezogenen Entspannungsformel folgt als „Zielvorstellung” wieder die allgemeine Ruheformel: „Ich bin ganz ruhig.”
Anschließend geht es weiter mit der Wärmeübung: Die Formel lautet zum Beispiel: „Beide Arme sind ganz warm.” Meist werden dann diese und die vorhergehende Übung zusammengezogen zu einer Gesamtübung: „Beide Arme sind ganz schwer und ganz warm.”
Herzübung: Wenn nicht medizinische Gründe eine andere Formel verlangen, wird als nächstes das Herz angesprochen: „Das Herz schlägt ruhig und kräftig.”
Atemübung: Das Ziel der Atemübung ist es, die Atmung der natürlichen Steuerung zu überlassen. Die Formel für die ersten Wochen lautet: „Die Atmung ist ruhig und gleichmäßig.”
Wie schon bei der Herzübung kann es medizinisch notwendig sein, eine andere Formel zu benützen.
Bauchwärme: Die Originalformel lautet: „Das Sonnengeflecht ist strömend warm.” Die Formel kann durch „Der Bauch ist strömend warm.” ersetzt werden.
Stirnkühle: Die Stirnformel hat eine hohe mentale Klarheit zum Ziel: „Die Stirn ist angenehm kühl.”
Übende, die zu Migräne oder anderen Kopfschmerzen neigen, müssen die Stirnformel mit einem Arzt besprechen und können zum Beispiel die Ausweichformel „Der Kopf ist frei und leicht.” verwenden.
Das Beenden: Das Zurücknehmen läuft folgendermaßen ab: Zuerst werden die Fäuste geballt und die Arme nach oben gestreckt. Dann zieht man die Arme nach unten und drückt sich mit den fest geballten Fäusten und kräftiger Muskelanstrengung auf die Brust und lässt die Arme dann locker in die Ausgangslage fallen. Dies geschieht drei- oder fünfmal.
Fühlt sich der Trainierende daraufhin noch nicht frisch, wird der Vorgang wiederholt. Vor dem Schlafengehen, wo meist die dritte Übung stattfindet, wird nicht zurückgenommen. Stattdessen dreht sich die trainierende Person zur Seite und schläft ein.